In der lutherischen Abendmahlstradition hat sich das Verständnis des Abendmahls sehr auf den Aspekt der Sündenvergebung verengt.
(Das hat historische Gründe, die in der Auseinandersetzung Luthers mit der katholischen Praxis im 16. Jahrhundert zusammenhängen. Damals bekamen die Laien nur Brot aber keinen Wein zu trinken. Luther berief sich auf die sogenannten Einsetzungsworte " Unser Herr Jesus Christus, in der nacht da er verraten ward, nahm er das Brot ... desselben gleichen nahm er auch den Kelch nach dem Abendmahl... für Euch vergossen zur Vergebung Eurer Sünden". Mit der Berufung auf die Einsetzungsworte rückte eben dieser Aspekt der Sündenvergebung in den Vordergrund. Es gerieten die anderen Bedeutungen des Abendmahls in Vergessenheit, die auch und gerade Luther bis dahin immer sehr wichtig gewesen waren: vor allem die Bedeutung des Gemeinschaftsmahls)
Durch die Annäherung an die Orthodoxen Kirchen Süd- und Osteuropas
entdeckte auch die evangelische Kirche das Abendmahl mit seiner Vielzahl
von Bedeutungsaspekten neu. Im Neuen Testament wird es verstanden als
Bundesfeier, Gemeinschaftsmahl, Freudenmahl, Hoffnungsmahl, Vorspeise des
Reiches Gottes, Vorgeschmack auf den Himmel, aber auch als Sättigungsmahl
und Armenspeisung!
Man hat sich darangesetzt und ein Muster für eine ökumenische Abendmahlsfeier
entworfen, die sog. "Limaliturgie". Sie enthält die Elemente:
Wir halten uns in derBremer ThomasMesse zwar nicht an den (sehr ausführlichen) Wortlaut der Limaliturgie, aber wir bemühen uns, die oben genannten Aspekte in den Abendmahlgebeten mit aufzunehmen:
Wichtig beim Abendmahlsverständnis ist, dass es offen ist für alle. Es ist sichtbares, sinnliches Wort. So hat es auch die evangelische Tradition verstanden. Wir brechen allerdings mit der verhängnisvollen Tradition, die von dem `unwürdigen Genuss´ des Abendmahl spricht. Das Abendmahl ist nicht die höhere Weihe für die ganz perfekten Christen, die würdig sind, an ihm teilzunehmen!!! Es ist gerade für den Zweifler (Luther hat gesagt, den Angefochtenen) die Einladung auf Gott und seine Nähe zu vertrauen. Wer am Abendmahl teilnehmen möchte, kann es, niemand wird ausgeschlossen, wie wir ja auch in der Einladung immer wieder betonen.
Den Friedensgruß haben wir gegenüber der evangelischen Liturgie an eine andere Stelle plaziert. Statt vor der Austeilung befindet er sich jetzt nachher, denn mancher kommt möglicherweise mit innerem Unfrieden zum Abendmahl und hat es gerade nötig, im Abendmahl Frieden zu finden.
Erwähnen sollte man wohl noch. dass die Austeilung an mehreren
Altären erfolgt (Einzel- und Gemeinschaftskelche mit unvergorenem Wein,
d.h. Traubensaft) ; und dass Theologen und Gemeindeglieder gemeinsam austeilen!
Die übrig gebliebenen Gaben werden anschließend in der Gemeinschaft verzehrt.
Die Liturgie der Eucharistie wird in Anlehnung der Limaliturgie, also der
Konvergenzerklärungen des Ökumenischen Rates der Kirchen, zum gemeinsamen
Feiern von Gottesdiensten mit Eucharistie angewandt.
Das Team der ThomasMesse Bremen ist der Ansicht, dass Christus selbst der
Einladende zum Abendmahl ist, und nicht die Kirche. Es ist niemand vom Mahl
ausgeschlossen. Die Teilnahme am Abendmahl ist für jeden offen, auch
für kath. Pfarrer. Denn er findet sein Abendmahlverständnis in der
Liturgie vor. Das Abendmahl ist so gestaltet, wie es in einer Messe üblich
ist, doch im röm. kath. Amtsverständnis nicht gültig, weil
kein Priester die Eucharistie geleitet hat.
Wir würden uns sehr freuen, wenn es tatsächlich eine ThomasMesse
gäbe, an der evangelische und katholische Pfarrer gemeinsam Abendmahl
halten. Es stimmt sogar, dass ein röm-kath. Geistlicher im Team
mitgearbeitet hat. Aber er war nie in der Messe beteiligt. Wir haben das bedauert,
aber es verstanden, weil er sonst großen Ärger mit seinem Bischof
bekommen hätte.