Text für den Verkündigungsteil der ThomasMesse am 26.03.2000

Im St. Petri Dom zu Bremen

Thema: Entschuldigung


Der Bibeltext für die heutige Thomasmesse steht im 3. Kapitel des Matthäusevangeliums:

In jener Zeit trat Johannes auf, den man den Täufer nannte, er predigte in der judäischen Wüste und rief ,,Ändert euch bis ins Innerste! Er ist na­he! Der Herrscher, den Gott sendet, ist dicht bei euch! Johannes aber war der, von dem Jesaja, der Prophet, gesprochen hatte:

,,Ich höre in der Wüste die Stimme eines Rufers:

Macht den Weg frei für den Herrn! Macht eben alle Wege, die er betritt!"

Johannes aber trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um den Leib. Als Speise dienten ihm Heuschrecken und wilder Honig. Zu ihm strömten die Menschen aus Jeru­salem hinaus, aus ganz Judäa und aus den Landen zu beiden Seiten des Jordan. Sie bekannten alle ihre Verfehlungen und ließen sich im Jordan von ihm taufen.

Ein unbequemer Text, mit dem wir, im Team der Thomasmesse, es uns auch nicht leicht gemacht haben.

,,Ändert Euch, bis ins Innerste!“, ruft Johannes den Menschen zu und verweist auf den der kommen wird, so mächtig das er es nicht wert sei ihm die Schuhe nachzutragen.

Jesus Christus kam in die Welt und schenkte ihr Vergebung. In seinem Gebet, das er uns gelehrt hat und das wir hier nachher zusammen beten heißt es:

,,...vergib uns unsere Schuld, so auch wir verge­ben unseren Schuldigern."

,,Wie geht es Ihnen, wie geht es Euch, wenn Ihr etwas von Schuld hört?"

Kein angenehmer Gedanke:

Bin ich schuldig? Und wenn ja wie? Was kann ich damit tun'?"

Mir hat der Versuch geholfen diesen Text in meinen Alltag hinein zu holen. Wie oft sehe ich mich Vorwürfen ausgesetzt. Von anderen, aber am Schlimmsten von mir selbst. Dann fange ich an mich zu rechtfertigen, Erklärungen abzugeben und mich zu entschuldigen.

Ich möchte frei davon sein und wünsche verzeihen zu können und das man mir verzeiht.

Schlimm ist es mit diesen Gefühlen allein zu sein. Nicht immer traue ich mich die betroffenen Menschen anzusprechen. Ich schäme mich und es ist mir unangenehm. Selbst wenn ich es kann kommt oft ein:

,,Ja, ja schon gut, macht doch nichts," das ich dann nicht glauben kann. Oder es gibt eine Menge Erklärungen, die meinen Verstand erreichen, nicht aber mein Herz. Dann gehe ich traurig nach Haus und fühle mich einsam mit meinem Gefühl Unrecht getan zu haben.

Was ich mir wirklich wünsche ist Trost. Gehalten zu werden und jemanden der mir sagt:

,,Es ist alles gut, weil ich dich trotz allem liebe."

Ich sehne mich nach dem tiefen Seufzer der Erleichterung, wenn mir der berühmte Stein vom Herzen fällt und ich loslassen kann.