Text für den Verkündigungsteil der ThomasMesse am 28.Januar 2007

Im St. Petri Dom zu Bremen

'Bin ich schön?'

 Psalm 139, 17-19




Bin ich schön?“

Als ich zum ersten Mal das für diese Thomasmesse vorgesehene Thema hörte, dachte ich, ich bin im falschen Film! Früher stand gelegentlich unter einem Aufsatz „Thema verfehlt“ – aber hier, so schien mir, war nicht die Ausarbeitung, sondern das Thema selber verfehlt – für mich jedenfalls.


Bin ich schön?“ – diese Frage hat sich mir in meiner Kinder- und Jugendzeit fast nie gestellt. Von meiner Mutter, die durch ihre preußische Erziehung geprägt war, lernten meine drei Schwestern und ich, dass die „inneren Werte“ das Entscheidende seien: Pflichterfüllung, Ordnung und Sauberkeit, Ehrlichkeit, Absehen von sich selber – das war erstrebenswert. Schmink-Tipps haben wir von meiner Mutter nie bekommen, und den ersten Lippenstift haben wir geheim gehalten und erst außerhalb der Wohnung hervorgeholt. Zu Weihnachten gab es Bücher statt einer schicken Bluse, und nach Ende der Schulzeit war nicht Ballettschule angesagt, sondern Frauenfachschule.

Frühe Prägungen sitzen tief, und so sind für mich heute noch Füller, Lesebrille und Theaterkarten wichtiger als ein Schminktäschchen, das ich eh nicht besitze.

Aber hat das Thema der Thomasmesse wirklich nichts mit mir zu tun? Ich werde mir selber gegenüber misstrauisch und all meiner einseitigen Bewertung gegenüber auch. Denn wenn z.B. nach einem Familienfest die Fotos herumgereicht und kommentiert werden, dann gucke ich über ungünstige Aufnahmen von mir schnell hinweg – ich suche diejenigen Fotos, auf denen ich fröhlich oder anmutig sinnend oder unbefangen gelassen aussehe – kurz, ich möchte „schön“ aussehen auf solchen Fotos. Eine Beobachtung, die mich selber erstaunt.

Gibt es in mir trotz aller andersartiger Prägungen die Sehnsucht, schön zu sein? Und was hat das mit Gott zu tun? Innere Werte, ja, die erwartet Gott sicher von mir. Aber möchte er etwa auch, dass ich schön bin? Und steckt in dem Psalmwort, „ich bin wunderbar gemacht“ auch wirklich drin, dass ich schön gemacht bin?

Ich werde in dieser Thomasmesse die Ohren weit aufmachen – werde ich neue Perspektiven, neue Denk- und Glaubens-Anstöße bekommen?

All diese meine Fragen und Zweifel schwingen mit, wenn ich nun noch mal den Psalmvers lese:

ICH DANKE DIR DAFÜR, DASS ICH WUNDERBAR GEMACHT BIN; WUNDERBAR SIND DEINE WERKE; DAS ERKENNT MEINE SEELE.

Sabine


Es folgt das Lied: 'You are so beautiful'


Bin ich schön?“ Es fällt mir schwer, mich zu diesem Thema persönlich und öffentlich zu äußern. Der Arbeitstitel dieser Thomas-Messe lautete „Schönheit“; das hat mir gut gefallen:

Schönheit in der Natur, in Kunst und Musik, auch in den Religionen. Da ist mir viel zu eingefallen.


Mit der Frage „Bin ich schön“ rückt das Thema nun an mich selbst heran, und dabei fühle ich mich unbehaglich. Ich kann behaupten, schön-zu-sein ist wohl ein großes Thema für Frauen, aber doch nicht für einen Mann. Dabei übergehe ich jedoch all die Unsicherheit, die ich vor allem als Heranwachsender in Bezug auf mein Äußeres selber hatte. Auch heute noch gehe ich höchst ungern in die Stadt, um mir neue Kleidung zu kaufen. Ich fürchte die großen Spiegel in den Kaufhäusern, in denen ich mir meistens nicht gefalle. Das grelle Licht, mein kritischer, zweifelnder Blick, und ich stehe da so unbeholfen herum.


Schön fühle ich mich, wenn ich mich lebendig fühle, wenn ich in Bewe­gung bin, wenn ich mich für etwas begeistern kann.


Schön-zu-sein und Männlichkeit, wie geht das für mich zusammen? Was macht einen Mann schön? Für mich ist es die Stimmigkeit einer Person, dass sich der Mann nicht aufbläst, sich aber auch nicht kleiner macht als er ist, und dass er für etwas einsteht, das ihm wichtig ist. Dass er Mut und Kraft besitzt, bestehende Machtverhältnisse anzugreifen.

Positive Männlichkeit beinhaltet für mich auch so genannte weibliche Eigenschaften wie Mitgefühl, Einfühlungsvermögen und die Bereitschaft, einem größeren Ganzen zu dienen.

Die Männer, an die ich denke, sind nicht durch ihr Äußeres schön, sondern durch ihr Tun, durch das, wofür sie eintreten: für Verständigung, für Gerechtigkeit, für eine bessere, für eine schönere Welt; es ist der Rückbezug auf etwas Heiliges, was in uns allen ist.


Ich habe gelesen, jeder Mensch hat etwas vom Glanz Gottes in sich, und wir haben die Chance, diesen Glanz auf die jeweils eigene Art in die Welt zu bringen. Wenn ich das tue, ob bewusst oder unbewusst, bin ich schön. Ich muss keinem Schönheitsideal nachjagen, keinem äußeren Maßstab genügen; ich kann so sein und werden, wie ich gemeint bin, einzigartig, unverwechselbar, als Frau oder Mann, ein Mensch.


So spreche ich noch einmal die Worte des Psalmes:

ICH DANKE DIR DAFÜR, DASS ICH WUNDERBAR GEMACHT BIN; WUNDERBAR SIND DEINE WERKE; DAS ERKENNT MEINE SEELE.

Jan


Es folgt das Lied: 'Leg mein Gesicht frei'


Schönheit

Ist Schönheit innen oder außen?

Bin ich schön oder werde ich schön?


Sicher hat Schönheit etwas mit mir selber zu tun – wie ich mich fühle, wie schön ich mich finde – davon strahle ich etwas aus.

Schönheit hat sicher aber auch etwas mit anderen zu tun – welche Ideale gelten? Wie sehen mich die anderen?


Aber - kann ich mich überhaupt sehen, wie die anderen mich sehen? Ich kann es versuchen, wenn ich mich im Spiegel betrachte und vermeintlich von außen schaue – aber kann es gelingen? Ich kann mich nicht sehen wie ich jemandem verliebt in die Auge schaue. Sobald ich dabei in den Spiegel blicke, kann ich nur sehen wie ich „tue als ob“ ich jemanden anschaue… vielleicht kann ich erahnen im Blick des anderen Menschen wie ich jemanden ansehe.


Aber kann ich mich auch ganz anders sehen, als die anderen mich sehen? Wenn ich „keines Blickes“ gewürdigt werde, fühle ich mich nicht würdig angeblickt zu werden, fühle ich mich vermutlich irgendwann gar nicht mehr.

Wenn ich geliebt, gesehen, angeblickt werde, fühle ich mich sehenswert.

So entsteht meine Schönheit – wie glanz- oder makelvoll sie auch sein mag, immer auch im Blick des Betrachtenden.

Ich suche also im Blick des anderen Menschen immer auch mich selbst zu sehen – dieses Bild, das andere von mir haben. Es ist jedoch nicht irgendein Bild. Im Schöpfungsbericht heißt es: und ER schuf sie nach SEINEM Bilde. Nach dem Bilde Gottes schuf ER sie.


Durch die Gottesebenbildlichkeit sind wir schön, egal ob von innen oder von außen. Und so kann ich freudig beten:

ICH DANKE DIR DAFÜR, DASS ICH WUNDERBAR GEMACHT BIN; WUNDERBAR SIND DEINE WERKE; DAS ERKENNT MEINE SEELE.


Falls Sie jetzt denken: vielleicht möchte ich diesen Psalmvers beim nächsten Blick in den Spiegel auch einmal sagen. und nun Sorge haben, ob Sie sich Daheim erinnern, haben wir ihn für Sie aufgeschrieben. Wir haben kleine Karte erstellt, die sich gut an den Spiegel klemmen oder mit etwas Tesafilm kleben lassen, damit Sie ihn immer parat haben. Diese wollen wir, während Thomas Frerichs noch einmal für uns singt, verteilen.

Maria

Es folgt das Lied: 'In deinen Augen'