Information zu Messe und Chor
Die ThomasMesse ist eine Gottesdienstform, die in Bremen seit wenigen
Jahren monatlich in ‘über-gemeindlichem’ Rahmen durchgeführt
wird. Sie spricht besonders Menschen an, die mit ihren Gedanken zwar christlichen
Werten folgen wollen, aber keinen Zugang zur Kirche in den üblichen
Gottesdiensten finden. Die Vorbereitung und Ausführung des Gottesdienstes
liegt in den Händen eines Teams von ca. 25 Laien und Geistlichen,
das sich vor jeder Messe in einem öffentlichen Plenumtreffen immer
wieder neu zusammensetzt. Der Name der ThomasMesse, deren Ursprung in Finnland
liegt, leitet sich vom (zweifelnden) Apostel Thomas ab.
Eine Besonderheit der ThomasMesse ist, daß sie den Besuchern
viel Zeit für ihre eigenen Gedanken läßt, Raum für
Meditation und eigene Gebete. Dazu tragen die immer dem jeweiligen Thema
angepaßten Altardekorationen maßgeblich bei. Sie helfen dem
(in den dafür vorgesehenen Gottesdienstphasen) durch den Dom wandelnden
Besucher, seine Gedanken zu sammeln.
Ein weiteres Merkmal ist der Verzicht auf die klassische Kirchenmusik.
Wie der gesamte Gottesdienst, soll auch die Musik eine Alternative für
die Gäste bieten. Zwar ertönt selbst in der ThomasMesse die mächtige
Sauer-Orgel, meist in der Gebets- oder Abendmahlsphase. Sie interpretiert
aber keine Choräle, sondern improvisiert meditative Motive. Und zum
Mitsingen werden die Gäste durch eine Band mit kleinem Gesangsensemble
eingeladen, die moderne Kirchenlieder aus einem eigens für die ThomasMesse
zusammengestellten Liederbuch anstimmt.
In der Mai-Messe darf die Band jedoch einmal Pause machen, denn bereits
zum 8.Mal hat sich unter der Leitung von Beppo Theis ein Mitsing-Chor gebildet,
und auf einem Chor-Wochenende eingängige, überwiegend afrikanischen
Gospels eingeübt.
Die offenkundige Begeisterung für diese Musik erwuchs bei Beppo
aus seinem freundschaftlichen Kontakt mit Afrikanern aus verschiedenen
Ländern. Eine Reise in den Kongo im vergangenen Jahr ermöglichte
ihm, die Faszination der dort heimischen Kirchenlieder authentisch zu erleben.
Er konnte einen Monat lang erfahren, welche Rolle die Gospel-Lieder im
Leben der Afrikaner spielen. Ein Leben, dem alles fehlt, was wir oft für
selbstverständlich halten: Frieden, Wasser, Brot, medizinische Versorgung
und Arbeit.
Beppo sang in Kinshasa täglich mit einem Jugendchor und produzierte
eine gemeinsame Musikkassette, die er jetzt hier in Deutschland verkauft.
Von dem Erlös haben die jungen Sängerinnen und Sänger in
Kinshasa ihr tägliches Brot. In der ThomasMesse wird Beppo ihre Lieder
mit viel Begeisterung weitervermitteln.
Der Workshop zur Vorbereitung der ThomasMesse fand am 15./16. Mai in der Domkapelle am Osterdeich statt.
Zwei Tage lang füllte ein Chor aus ungefähr 40 Frauen und Männern
die Domkapelle am Osterdeich mit kräftigen Stimmen. Unter Leitung von Beppo
Theis studierten die Teilnehmer eines Wochenend-Workshops afrikanische Gospel
ein, die sie am 30. Mai ab 17.30 Uhr mit den Gästen der ThomasMesse im
Bremer Dom singen wollen.
Bereits zum Abschluß des Wochenendes trug der Chor in der gut besuchten
Kapelle einen Teil der eingeübten Stücke im Abendgottesdienst vor.
Der Gospelgesang mit Trommel- und Gitarrenklang, dazu einfache Rhytmusinstrumente
belebten den Gottesdienst, den Pastor Flügger speziell auf den großen
musikalischen Anteil zugeschnitten hatte. Man konnte sehen, hören, fühlen,
daß sich der Chor auf die große Veranstaltung im Dom fabelhaft vorbereitet
hat.
Beppo Theis, Sänger und Maler aus Heiligenrode ist auf dem besten Weg,
der Gotthilf Fischer für Gospel zu werden. Im gesamten Bundesgebiet ist
er unterwegs, um mit seinem kräftigen Baß, den von ihm favorisierten
afrikanischen Gospelliedern Gehör zu verschaffen. In Workshops sammelt
er Menschen, die sich zuvor oftmals nur in der Badewanne zu singen getrauten.
Bei der Arbeit mit diesen Chören kann er sich immer auf den Beistand seiner
Frau Gisela Gustavus und auf ihm bekannte afrikanische Sängerinnen und
Sänger verlassen. Sie versorgen die Auftritte von Beppos Chören mit
dem authentischem Klangbild und Stimmung.
Seine Frau hilft ihm beständig: beispielsweise, wenn sie treffende, singbare
Übersetzungen für viele der Lieder aus Ghana, dem Kongo oder Südafrika
formuliert. Aber auch bei der Anleitung der Amateursängerinnen und -Sänger
. Und während Beppo bei einem Auftritt den Chor mit seinem Gesang und Gitarrenklänge
auf ein Lied einstimmt, bringt Gisela das Stück den Gästen nahe, sodaß
bald alle mit einstimmen können.
Einfache Rhythmen und freilich fremde, aber kurze, einprägsame Texte, die
durch immer wieder variierte Wiederholungen Leben erhalten, unterscheiden die
Gospel aus unserem südlichen Nachbarkontinent von denen aus Amerika. Manche
der Lieder bestehen nur aus wenigen Worten, in die Solisten ihren oftmals improvisierten
Gesang einflechten. Der Vergleich afrikanischer Gospel mit meditativen Gesängen,
wie aus Taizé bekannt, liegt nahe, scheitert aber, weil sie eine ganz
andere Stimmung vermitteln.
Ob katholische oder evangelische Gottesdienste, wenn ein von Beppo geleiteter
Chor auftritt und die Gemeinde zum Mitsingen einlädt, füllen sich
die Kirchen. Der Wechsel von schnellen, kräftigen, fröhlichen Rhythmen
mit sanften, beruhigenden und sinnlichen, lockt viele Menschen in die Kirchen
- selbst solche, die sich von dort sonst eher fernhalten. Aus diesem Grund paßt
Beppos Chor genau in den Rahmen der ThomasMesse.
Die Begründer der ThomasMesse haben sich zum Ziel gesetzt, Menschen, die
den herkömmlichen Gottesdiensten fernbleiben, eine Alternative zu bieten,
in der Fragen zum Glauben nicht nur erlaubt sind, sondern leidenschaftlich aufgegriffen
werden. In Bremen stellt sich ein Team von 30 bis 50 Laien und Geistlichen aus
den unterschiedlichsten Gemeinden und Kirchenkreisen dieser Aufgabe und bereitet
monatlich eine Messe vor, die sie in der Regel am letzten Sonntag des Monats
um 18 Uhr im Dom veranstalten. Die nächste Messe mit dem afrikanischen
Gospelchor ist jedoch die letzte vor der dreimonatigen Sommerpause. Um die Lieder
einzuüben, sollte man sich jedoch bereits um 17.30 Uhr einfinden.
Musik: © Beppo Theis