Hintergrund der Thomasmesse

Das Problem - Menschen suchen Gott

Weihnachten, Ostern - die Kirchen haben kaum genug Sitzplätze, um allen Gästen Platz zu bieten.
Am normalen Sonntag bleibt die Kirche aber leer.

Viele Menschen stehen zwar hinter Inhalten des christlichen Glaubens, aber die Form, wie er verbreitet wird, findet kaum noch Zuspruch.
Viele Menschen haben Zweifel an dem, was aus der Bibel vorgelesen wird und finden keine Hilfestellung im herkömmlichen Gottesdienst.

Wie kann ein Gottesdienst gestaltet werden,
der Menschen mit ihren persönlichen Nöten Zeit gibt,
der Raum für beladene Gedanken hat,
der die Menschen neu anspricht?

wer hat eine Idee?


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Die Lösung - Anfänge der Thomasmesse in Finnland

(Geschichte aus: 'Erfahrungen mit der Thomasmesse', Horst Grippentrog, gehe zu: Studienbrief )

Wie kann ein Gottesdienst geschaffen werden, der die Großstadtbewohner von Helsinki ganz neu anspricht, der ihnen die Möglichkeit gibt, sich selbst mit allen Fragen und Problemen einzubringen und auch aktiv Verantwortung zu übernehmen?

Vor diese Fragen sah sich eine Handvoll Theologen und Laien gestellt, unter ihnen der spätere Professor für Dogmatik an der Universität von Helsinki, Miikka Ruokanen, und der Pastor und Chefredakteur einer christlichen Zeitschrift, Olli Valtonen. Die Aufgabe war nicht leicht. Zwar werden in Helsinki jeden Sonntag um 10 Uhr rund 40 Gottesdienste abgehalten, aber der Hauptteil der zu 86 Prozent lutherischen Bevölkerung von Helsinki hält sich diesen fern. Mit Gottesdienstbeteiligungen um zwei bis drei Prozent befindet sich der Gottesdienst auch in Finnland in der Krise. "Predigt", "Liturgie", "Gemeindegesang" usw., sind Begriffe, die sich im Bewusstsein der Finnen eher mit langweilig, schwergängig, eingefahren und altmodisch verbinden. 

Olli Valtonen hatte bereits seit 1980 einen christlichen "Frühschoppen"-Kreis geleitet, der sich Dienstagmorgens vor der Arbeit in verschiedenen Restaurants der Hauptstadt versammelte. Hier wurden Menschen angesprochen, die vordem mit Kirche kaum etwas zu tun hatten. Valtonen bewegte damals vor allem die Sorge darum, wie diese Leute dem Wirkungskreis von Wort und Sakrament zugeführt werden könnten. Nachdem nun Miikka Ruokanen, der sich besonders um eine neue Form eines Jugendgottesdienstes, der "Volksmesse", bemüht hatte, hiervon hörte, tat er sich mit Valtonen zusammen. Die beiden schmiedeten die ersten Pläne für eine Thomasmesse. 

Im Oktober 1987 wurde an 30 Leute die Einladung zu einer Zusammenkunft zur Erstellung eines neuen Gottesdienstmodells abgeschickt. Im Gespräch zeichneten sich vor allem fünf Schwerpunkte für die Thomasmesse, dem Gottesdienst für Suchende und Zweifelnde, ab:

An einem Sonntagnachmittag um 18 Uhr im April 1988 fanden sich in einer der Hauptkirchen von Helsinki, der Agricola-Kirche, rund 800 Menschen zur ersten Thomasmesse ein. Seitdem belaufen sich die Teilnehmerzahlen auf rund 1000 pro Sonntag. Auch die Medien interessierten sich stark fur diesen Gottesdienst. Obwohl sich einiges seitdem verändert hat, ist die Messe im Ansatz gleichgeblieben.


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Der Name - Jesus und Thomas

In der Bibel wird die Geschichte erzählt, in der Jesus die Zweifel des Apostel Thomas erkennt und ihnen begegnet. In dieser Geschichte liegt der Grund für die Namensgebung der ThomasMesse:

Joh.20, 24-29
hier aus
'Die Gute Nachricht'

24Als Jesus kam, war Thomas, genannt der Zwilling, einer der zwölf Jünger, nicht dabei gewesen- 25Später erzählten ihm die anderen:

»Wir haben den Herrn gesehen!« Thomas sagte zu ihnen: »Ich werde es solange nicht glauben, bis ich die Spuren von den Nägeln an seinen Händen gesehen habe. Ich will erst mit meinem Finger die Spuren von den Nägeln fühlen und meine Hand in seine Seitenwunde legen.«

26Eine Woche später waren die Jünger wieder im Haus versammelt, und Thomas war bei ihnen. Die Türen waren abgeschlossen. Jesus kam, trat in Ihre Mitte und sagte: »Ich bringe euch Frieden!« 27Dann wandte er sich an Thomas: »Leg deinen Finger hierher und sieh dir meine Hände an! Streck deine Hand aus und lege sie in meine Seitenwunde! Hör auf zu zweifeln und glaube, dass ich es bin!« 28Da antwortete Thomas: »Mein Herr und mein Gott!« 29Jesus sagte zu ihm: »Bist du jetzt überzeugt, weil du mich gesehen hast? Freuen dürfen sich alle, die mich nicht sehen und mir trotzdem vertrauen!«

Der Jünger Thomas gehörte zum engsten Kreis um Jesus. Er hatte Glauben, aber auch Zweifel. Thomas war ein kritischer Geist. Als er hörte, Jesus sei vom Tod auferstanden, mochte er den Worten seiner Freunde keinen Glauben schenken. Er wollte nicht allein dem Hörensagen vertrauen. Statt sozusagen aus zweiter Hand zu glauben, wollte er selber begreifen und mit den eigenen Sinnen erfahren. Auf diesen Jünger und seinen Zugang zum Glauben beruft sich die ThomasMesse. Sie richtet sich an die von einer EKD-Studie zur Kirchenmitgliedschaft sogenannten "treuen Kirchenfernen", die in "kritischer Halbdistanz" zur Kirche stehen. Viele Christinnen und Christen am Rande oder außerhalb der Kirche verspüren eine große Sehnsucht nach erfahrbarer Spiritualität. Die ThomasMesse nimmt dieses Suchen ernst und baut darauf, daß Sinn sich durch sinnliche Erfahrung vermittelt finden läßt. Die ThomasMesse versucht durch Einbeziehung sinnenhafter Elemente die Botschaft von der Menschenfreundlichkeit Gottes begreifbar zu machen.


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